Wer wacht am Kyffhäuser?

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Der Kyffhäuser ist in den vergangenen Jahren zurückgekehrt auf die politische Landkarte Deutschlands. Alljährlich trifft sich zu seinen Füßen im Spätsommer der vormalige ‘Flügel‘ der AfD und beschwört zur vorgeblichen Rettung der Nation die Gespenster der Vergangenheit. Dabei ist die rechte Instrumentalisierung der Kyffhäusersage, also der Vorstellung vom im Berg schlummernden Kaiser Friedrich Barbarossa, welcher dereinst zurückkehren und sein Reich wieder in Ordnung bringen würde, durchaus nicht neu. Bereits Wilhelm I. huldigte man hier in aller Monumentalität, während in Weimarer Tagen das Warten auf den Erlöser vor der bösen modernen Gegenwart von neuem begann und ein buntes Panoptikum alt-monarchistischer und neu-völkischer Republikfeinde anzog – zu besichtigen in der Vossischen Zeitung vom 20. Juni 1921, deren Korrespondent (über gewisses zeittypisch rassistisches Vokabular hinaus) dem Treiben von Hindenburg und Co. angesichts der sonstigen Blattlinie überraschend unkritisch zusieht. Wer zwölf Jahre später an Barbarossas statt den Ruf der Kyffhäuser-Pilger erhörte, ist allgemein bekannt. Es liest Frank Riede.

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