Sind die Leipziger Kriegsverbrecherprozesse eine Farce?

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Die Leipziger Prozesse zwischen 1921 und 1927 stellten einen Versuch dar, von deutschen Militärs während des 1. Weltkriegs begangene Kriegsverbrechen, Verstöße gegen die 1907 unterzeichnete Haager Landkriegsordnung, vor dem Reichsgericht zu verhandeln. Die Verfahren standen unter keinem guten Stern. Von Anfang an hieß es, dass nur die kleinen Chargen bestraft werden und die Generäle freigesprochen werden, und das Ausland empörte sich gegen die Milde der Strafen. Im Juli 1921 wurde der Prozess gegen den Generalleutnant Hans von Schack und Generalmajor Benno Kruska geführt, angeklagt in 1280 Mordfällen, weil sie einen Typhusausbruch im Kriegsgefangenenlager Kassel verursacht hätten. Das Gericht stellte fest, dass der Typhusausbruch, dem auch deutsche Wachmannschaften zum Opfer fielen, auf der Verteilung russischer Kriegsgefangener auf die einzelnen Lager beruhte, der von der Obersten Heeresleitung angeordnet war und den die Angeklagten lediglich befolgt hätten. Sie wurden freigesprochen. Unabhängig davon, wie dies letztlich zu bewerten ist, schäumte damals die französische Presse vor Wut und der sozialdemokratische Vorwärts verteidigte am 9. Juli sogar das an selber Stelle oft kritisierte Verfahren, und machte klar: Kriegsverbrechen können nationale Gerichte kaum verhandeln. Es liest Paula Leu.

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