Plebiszit im Osten
Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

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Der Erste Weltkrieg hatte die Landkarte Europas weitreichend verändert. Die meisten Grenzen wurden dabei, wie ehedem, am Reißbrett und nach Art des politischen Kuhhandels neu vermessen. Volksabstimmungen waren, sehr zum Verdruss vor allem der Kriegsverlierer Österreich, Ungarn und Deutschland, nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Entsprechend groß fiel hier die Erleichterung – und die Genugtuung! – über die Ergebnisse der Plebiszite aus, welche im Juli 1920 in Teilen Ost- und Westpreußens abgehalten wurden. Die Tatsache, dass sich in den Abstimmungsgebieten weit über 90 Prozent der örtlichen Bevölkerung (und damit offenbar sogar etliche Angehörige der polnischen Minderheit) für den Verbleib beim ‘Reich‘ und gegen einen Anschluss an die wiedererstandene polnische Republik entschieden hatten, führte zu nationalen Aufwallungen selbst in dezidiert republikanischen Medien wie der Vossischen Zeitung. „Deutscher Sieg im Osten“ titelte selbige leicht patriotisch berauscht am 12. Juli – hier ganz nüchtern gelesen von Frank Riede.