Meier-Graefe: Italienische Reise
Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

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Julius Meier-Graefe zählte zu den bedeutendsten Kunsthistorikern seiner Zeit und galt in Deutschland vor allem als intimer Kenner des französischen Impressionismus. Als stetiger Grenzgänger zwischen Berlin und Paris litt er in besonderem Maße unter den auch zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs noch immer allgegenwärtigen deutsch-französischen Spannungen. Umso angenehmer überrascht ist er von der positiven Stimmung, die ihm zum Vergleich bei seiner ersten Nachkriegsreise nach Italien entgegenschlägt. Sein Bericht aus Venedig, Florenz und Rom im Berliner Tageblatt vom 5. Dezember 1920 fällt entsprechend ausgelassen aus. Getrübt wird seine Freude allenfalls ein wenig durch das neuerrichtete Riesenmonument für König Vittorio Emanuele II. (im römischen Volksmund bald ‘die Schreibmaschine‘ genannt), das tatsächlich noch heute, wie von Meier-Graefe prognostiziert, in brachialem, zu keiner Patina fähigem Weiß über der Piazza Venezia thront. Es liest Paula Leu.