Kriegsreparation: Genter Altar
Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

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Der sogenannte Genter Altar des Jan van Eyck zählt zu den Prunkstücken der altniederländischen Malerei und zu den bekanntesten Polyptichen der Kunstgeschichte überhaupt. Dabei war er über lange Zeit seiner Existenz paradoxerweise gar nicht als Einheit zu besichtigen. Erstmals bereits im Bildersturm der Calvinisten und später neuerlich auch von den Habsburgern demontiert, wurde der Mittelteil mit der berühmten Szene der Anbetung des Lammes von napoleonischen Truppen schließlich nach Paris verschleppt, derweil die Seitentafeln in den Handel und von dort in den Besitz des preußischen Königs wanderten. Eine plötzliche Möglichkeit, den berühmten Flügelaltar mit all seinen Einzelteilen wieder an seinem Genter Ursprungsort in der Kathedrale Sint Bavo zusammenzuführen, ergab sich nach dem Ersten Weltkrieg. Das vom Deutschen Reich unschuldig überfallene Belgien verhandelte die ‘Rückgabe‘ der Tafeln in den Versailler Friedensvertrag hinein, und tatsächlich verschwanden diese wenig später aus ihrem Kabinett im Kaiser-Friedrich-Museum. Die Vossische Zeitung vom 2. Juli 1920 zeigte sich über den vermeintlichen, die Haager Kriegsrechtkonvention von 1904 tatsächlich verletzenden ‘Kunstraub‘ empört. Es liest Frank Riede.