Der Theaterboykott der Theaterkritiker
Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

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Angestrengt von der politischen Unruhe, aber wohl auch zermürbt von einer zunehmend nörgeligen Kritik hatte Berlins berühmtester Theaterkünstler, Max Reinhardt, die Stadt 1920 verlassen und die Direktion des von ihm vormals geleiteten Deutschen Theaters samt des gerade neu eröffneten Großes Schauspielhauses an seinen früheren Mitarbeiter Felix Hollaender übergeben. Dieser verfügte selbst über eine Vergangenheit als Theaterkritiker, was das Verhältnis zu den einstigen Kollegen aber offensichtlich auch nicht einfacher machte. Vielmehr kündet der Vorwärts in seiner Ausgabe vom 22. Januar 1921 von einem Boykott gegen die Hollaender-Bühnen, zu dem sich die versammelte Berliner Theaterkritik nach ein paar Nadelstichen aus deren Dramaturgiestuben durchgerungen hatte. Auch wenn dieser Beschluss bereits nach wenigen Tagen wieder zurückgenommen wurde, stand die Intendanz Hollaenders nach dieser Machtprobe unter keinem besonders guten Stern. Sie endete bereits 1923, und Hollaender wurde wieder – Theaterkritiker. Es liest Paula Leu.