Der falsche Habsburger

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Nachrevolutionäre Zeiten sind im allgemeinen gute Zeiten für Hochstapler. Im Chaos des Übergangs fallen geborgte Identitäten häufig nicht auf. Zugleich ist die Sehnsucht nach neuen oder alten Autoritäten weithin groß. Zu den diesbezüglich berühmtesten Bluffern der Geschichte zählt gewiss die kaschubische Bauerntochter Franzisca Czenstkowski, die nach einem vermeintlichen Suizidversuch im Frühjahr 1920 in Berlin aus dem Landwehrkanal gefischt wurde und sich danach - mit zumindest partiellem Erfolg - als dem Massaker von Jekaterinburg angeblich entkommene Zarentochter Anastasia ausgab. Aber auch andere entthronte europäische Herrscherhäuser waren vor derartigen Erbschleichern nicht sicher. Der falsche Habsburger, von dem der Vorwärts am 10. November 1920 berichtet, hatte es dem Anschein nach zwar nicht gleich auf Rudolfs- und Stephanskrone, wohl aber auf die finanzielle Zuwendung gutgläubiger monarchienostalgischer Geldgeber abgesehen. Es liest Paula Leu.

Visit the podcast's native language site