Das Feuer im Konzentrationslager

Auf den Tag genau - A podcast by Jan Fusek, Fabian Goppelsröder und Robert Sollich

Wenn man täglich gut ein Dutzend einhundertjähriger Zeitungen liest, macht man dabei die unterschiedlichsten, widersprüchlichsten Erfahrungen und Entdeckungen: frappierende, vergnügliche, skurrile, berührende und mitunter auch erschütternde. Unser heutiger Artikel aus dem Vorwärts vom 3. Juni 1921 zählt zweifellos zu letzterer Kategorie: Im pommerschen Stargard, erfahren wir dort, gab es seinerzeit ein so auch schon bezeichnetes Konzentrationslager, in dem ohne jegliche juristische Veranlassung ganz überwiegend Ostjuden interniert wurden. Bei den meisten von ihnen handelte es sich wohlgemerkt um ehemalige Zwangsarbeiter, die man während des Weltkriegs zu Arbeitseinsätzen eingezogen hatte und die man nun aufgrund der teilweise verworrenen politischen Lage in ihren Herkunftsregionen eben dorthin nicht einfach wieder abschieben konnte. Wer im Frühjahr 1921 einen Brand in den überfüllten Baracken verursacht hatte, geht aus dem Bericht des Vorwärts nicht hervor; wohl aber, dass die preußischen Wachmannschaften – zwei Jahrzehnte vor Auschwitz – den Feuertod zahlreicher ostjüdischer Männer, Frauen und Kinder wohl mehr als nur billigend in Kauf genommen hätten. Es liest Frank Riede.

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